100.000. Katheteruntersuchung – ein Meilenstein in der Praxisklinik Herz und Gefäße
Sächsische Zeitung vom 20. Juni 2015
Aus der Sächsischen Zeitung
15. Juni 2015: Die Behandlung des Patienten J. Scheibner aus Dresden setzt einen Meilenstein in der Geschichte der Praxisklinik Herz und Gefäße. Mit seiner Katheteruntersuchung erreichen die Spezialisten für Herz- und Gefäßerkrankungen eine besondere Kennzahl – Herr Scheibner ist der 100.000. Patient, der in der Praxisklinik seit der Gründung vor 23 Jahren am Linksherzkatheter-Messplatz untersucht wurde.
Die koronare Herzerkrankung des 72-Jährigen hat eine lange Vorgeschichte. Bereits in den Jahren 2002 bis 2007 wurden dem Patienten in einem anderen Dresdner Zentrum in vier Eingriffen mehrere Stents (Gefäßstützen) eingesetzt. Nach vielen Jahren der Beschwerdefreiheit litt der Patient jetzt seit einigen Monaten erneut unter belastungsabhängigen Beschwerden wie Brustenge und Atemnot. Das normale Ruhe-EKG zeigte keine Auffälligkeiten.
Erst ein vor wenigen Wochen bei seinem Kardiologen durchgeführtes Echokardiogramm ergab unter Fahrradbelastung (sog. Stressechokardiografie) bereits bei 50 Watt Hinweise auf eine bedeutsame Durchblutungsstörung der Hinterwand des Herzens.
Die durchgeführte Herzkatheteruntersuchung zeigte die Ursache der Beschwerden: eine neue, sehr hochgradige Engstelle am Herzkranzgefäß, das die Herzhinterwand mit Blut versorgt.
Im Rahmen dieser Untersuchung wird ein Katheter – ein dünner, biegsamer Kunststoffschlauch – über arterielle Blutgefäße zu den Herzkranzgefäßen gesteuert. Das geschieht unter Röntgensicht.
„Werden – wie bei unserem Patienten – eine oder mehrere Engstellen an den Herzkranzgefäßen gefunden, können diese in der gleichen Sitzung behandelt werden“, erläutert Dr. Jürgen Stumpf, Leiter des Katheterlabors und Gesellschafter der Praxisklinik Herz und Gefäße. Über den Katheter wird ein feiner Draht weit in das erkrankte Herzkranzgefäß vorgeführt und anschließend die Engstelle mit einem Ballon aufgedehnt“,
bevor ein dünnes Drahtgeflecht, Stent oder auch Gefäßstütze genannt, mit einem Durchmesser von 2,5 bis 4 Millimetern zur Beseitigung der Ablagerung (sog. Plaques) eingesetzt wird. Der Stent verbleibt im Herzkranzgefäß des Patienten.
Die Interventionskardiologen der Praxisklinik setzen, wann immer es möglich ist, beschichtete Stents, sogenannte „drug-eluting stents“, ein. Diese Stents setzen Substanzen frei, die ein Zuwuchern der Gefäßstützen in den nächsten Monaten verhindern sollen. In früheren Jahren lag die Wiederverengungsrate bei bis zu 50 Prozent. „Heutzutage“, erklärt Dr. Stumpf, „ist mit einer Wiederverengungsrate von unter zehn Prozent zu
rechnen, ein echter Fortschritt.“
Diese Fortschritte der invasiven kardiologischen Medizin haben dazu geführt, dass heute Patienten mit einer Erkrankung von 2 oder 3 ihrer drei Herzkranzgefäße unter bestimmten Umständen vom Kardiologen behandelt werden können und so eine Bypass-Operation vermieden oder zumindest hinausgeschoben werden kann. „Welche Behandlungsstrategie bei diesen Patienten die optimale ist, legen wir im Gespräch mit den Herzchirurgen
aus dem Herzzentrum Dresden unter Würdigung der Begleitumstände und dem Wunsch des Patienten entsprechend fest“, sagt Dr. Stumpf. „In wenigen Tagen“, so ist sich der Kardiologe sicher, „kann Patient J. Scheibner den Alltag wieder unbeschwert bewältigen.“
Zusammen mit seinen ärztlichen Kollegen, darunter der Hauptgeschäftsführer der Praxisklinik Herz und Gefäße, Prof. Dr. med. Stefan G. Spitzer, gratulierte er dem Patienten und überbrachte ihm die besten Wünsche.
Qualität und Innovationen
„Mit dem Bereich Katheterlabor der Praxisklinik Herz und Gefäße erbringen wir seit über 20 Jahren einen für die lückenlose Versorgung der Patienten im Ostsächsischen Raum sehr wichtigen Beitrag – 24 Stunden an 7 Tagen der Woche. Dies stellen wir aktuell mit sechs sehr erfahrenen Kardiologen sicher, die von fünf Fachärzten in der Ausbildung zum Interventionskardiologen unterstützt werden“, erläutert Dr. Stumpf.
In zwei Katheterlaboren steht die modernste Technik zur Verfügung. Neben strahlungsarmen Röntgengeräten gibt es auch die Möglichkeit des Gefäßultraschalls im Herzkranzgefäß (sog. IVUS – intravaskulärer Ultraschall) und die direkte Messung der Durchblutung im Herzkranzgefäß (sog. FFR-Druckmessdraht).
Die Kardiologen werden in diesem Jahr voraussichtlich insgesamt 4.000 Patienten mit Kathetern untersuchen und bei gut 1.500 Patienten eine Aufdehnung der Herzkranzgefäße durchführen. Dazu kommen ca. 125 Aufdehnungen im Bereich der Oberschenkel- und Beckengefäße und ca. 100 gemeinsame Operationen mit den Herzchirurgen im Herzzentrum Dresden als kathetergestützter Ersatz einer eingeengten Aortenklappe.
„Diese moderne Technik erlaubt uns, auch schwierigste Fälle mit Ballon und Stents zu behandeln“, erläutert Dr. Stumpf. „Aus diesem Grund haben wir ein Programm initiiert, um Patienten mit seit Jahren bestehenden Verschlüssen ihrer Herzkranzgefäße eine Behandlungsoption anzubieten, ihre Beschwerden zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern. Die Patienten werden anschließend auf der praxisklinischen Station unserer Einrichtung betreut.
Nur das hochprofessionelle Zusammenwirken unseres ärztlichen, pflegerischen und nicht-medizinischen Personals in allen Bereichen und Ebenen erlaubt ein seit Jahren dokumentiertes überdurchschnittliches Qualitätsergebnis in der Behandlung unserer Patienten, das sich zum einen in den Ergebnissen unserer Patientenbefragungen wiederspiegelt, zum anderen aber auch in den jährlichen Ergebnissen der staatlich vorgeschriebenen externen Qualitätssicherung, die für den Bereich Katheterlabor seit 2007 kontinuierlich eine hervorragende Qualität dokumentier.
Bei Patienten mit akutem Herzinfarkt oder anderen schwerwiegenden Begleiterkrankungen erbringen wir die Leistung in Kooperation mit dem Städtischen Klinikum Dresden-Neustadt am Standort Weißer Hirsch.
Die Einrichtung auf einen Blick
„Wesentlicher Bestandteil dieser erfolgreichen Arbeit ist das Vorhandensein einer umfangreichen Palette an Untersuchungstechniken“, sagt Hauptgeschäftsführer Prof. Spitzer, „wir bieten in der Praxisklinik Herz und Gefäße das komplette Spektrum an.“
In der kardiologischen Ambulanz am Standort Forststraße sind das beispielsweise der Herzultraschall in Ruhe und mit Belastung (Stressechokardiografie), der Herzultraschall der Speiseröhre (TEE), Belastungs-EKGs (auch mit Bestimmung der Sauerstoffaufnahme), die sogenannte Spiroergometrie sowie telemedizinische Verfahren, vor allem zur Überwachung von Patienten mit Implantaten wie Herzschrittmachern oder Defibrillatoren.
Die Angiologische Ambulanz, ebenfalls mit Sitz in der Forststraße, bietet das komplette Spektrum der Untersuchungen an Hals- und Beingefäßen sowie an der Bauchschlagader. Ergänzt werden diese Untersuchungsmethoden durch die Bildgebung in der Radiologischen Abteilung (Kardiovaskuläre Computertomografie sowie Kernspintomografie an verschiedenen Standorten) und die Messung einer krankhaft gestörten Herzkranzgefäßdurchblutung mittels Myokardszintigrafie in der Nuklearkardiologischen Abteilung am Standort Weißer Hirsch.
„Ein weiteres wichtiges Standbein der Praxisklinik Herz und Gefäße“, so Prof. Spitzer, „ist die Elektrophysiologische Abteilung, in der alle notwendigen Eingriffe zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen und zur schrittmachergestützten Therapie der Herzleistungsschwäche durchgeführt werden können.“