Praxisklinik Herz und Gefäße ist als sächsisches Facharztzentrum an telemedizinischer Herzinsuffizienz-Studie beteiligt

Telemedizin: Dresdner Praxisklinik Herz und Gefäße ist als sächsisches Facharztzentrum an telemedizinischer Herzinsuffizienz-Studie beteiligt

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), das höchste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen, hat mit der PASSPORT-HF-Studie eine wissenschaftliche Erprobung und Auswertung in Auftrag gegeben, von der die Fachwelt die Erreichung eines telemedizinischen Meilensteins in der Diagnostik und für die Therapie der Volkskrankheit Herzinsuffizienz erwartet. Als einzige deutsche Praxisklinik wurde die Dresdner Praxisklinik Herz und Gefäße zur Teilnahme an dieser bedeutsamen Erprobungsstudie ausgewählt.

Nach Meinung vieler Fachleute steckt die Telemedizin – gemessen an den bereits bestehenden Möglichkeiten des wissenschaftlich-technischen Fortschritts – noch in den Kinderschuhen. Dass dennoch die Entwicklung in diesem Bereich immer schneller voranschreitet, beweist nicht zuletzt eine Erprobungsstudie, die die Gemeinsame Selbstverwaltung im Gesundheitswesen unlängst für die Erprobung einer eindrucksvollen Technologie auf dem Gebiet der telemedizinischen Diagnostik aufgelegt hat.

Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche, genannt. Symptome bei Herzinsuffizienz entstehen u.a. durch Flüssigkeitsüberladung / Stauung mit der Folge von ansteigendem Druck im Herzen und in den Lungengefäßen. Dabei kann das Herz nicht mehr genügend Blut in den Körper pumpen. Organe und Muskeln werden dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Eine akute Verschlechterung des Gesundheitszustandes dieser Patienten tritt oft rapide ein. Häufige Krankenhausaufenthalte sind die Folge; nicht selten muss die Erkrankung als Todesursache registriert werden.

Nach jahrelanger Vorbereitung ist mit der vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) initiierten PASSPORT-HF-Studie die Erprobung der pulmonalarteriellen Druckmessung bei Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz gestartet. Mit der Erprobungsstudie soll die Frage beantwortet werden, ob sich die Therapie von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz im (fortgeschrittenen) Stadium NYHA III optimieren lässt, wenn der Blutdruck kontinuierlich mittels eines implantierten Sensors in der Lungenarterie gemessen und überwacht wird.

Das telemedizinische Monitoring des Blutdrucks in der Lungenarterie erfolgt mithilfe eines dauerhaft in diesem Blutgefäß eingesetzten Sensors sowie dazugehöriger Hard- und Software zur Signalverarbeitung und Anzeige des Messergebnisses. Ziel ist es, Veränderungen im Blutfluss frühzeitig zu erkennen, um auf dieser Basis die medikamentöse Therapie der Patientinnen und Patienten optimal einstellen zu können und auf diese Weise zu vermeiden, dass die Herzinsuffizienz dekompensiert und es zu Wasseransammlungen im Körper und zu Luftnot kommt.

Sollten sich die erwarteten positiven Ergebnisse bestätigen, werden die getesteten Prozesse in die Regelversorgung aufgenommen. Somit stellt die Studie im deutschen Gesundheitswesen und für die Versorgung herzkranker Patienten einen Meilenstein dar: sie untersucht auf höchster Qualitätsstufe ein innovatives, sektorenübergreifendes, telemedizinisches Versorgungskonzept. Noch gilt Herzinsuffizienz in Deutschland als dritthäufigste Todesursache. Betroffene Patienten müssen deshalb dauerhaft überwacht werden. Vor allem ihr Pulmonalarteriendruck, also der in der Lungenschlagader herrschende Blutdruck, ist ein erstes Indiz für gefährliche Veränderungen. Messen ließ sich das aber bisher nur auf dem Wege eines operativen Eingriffs mittels Herzkatheter in der Klinik.

Abbildung 1: Komponenten des CardioMEMS™ HF Systems; Quelle: Fa. Abbott

„Intelligentes Kissen“ gewährleistet komfortable Fernüberwachung des Lungenarterien-Drucks

Das neue CardioMEMS™ HF System besteht aus drei Komponenten (siehe Abb. 1): Nur wenige Millimeter groß, wird ein Sensor von der Leiste aus über eine Vene bis an das Herz geschoben und dort dauerhaft abgelegt. Seine Aufgabe ist es, den Pulmonalarteriendruck zu messen. Ein Auslesegerät – ein Kissen, auf das sich der Betroffene täglich für ungefähr 20 Sekunden legt – erfasst als Mess-Station die Werte und leitet sie über das Internet direkt und sicher an die Praxisklinik Herz und Gefäße weiter. Je nach Ergebnis wird von den Ärzten die Therapie flexibel angepasst. Ein Druckanstieg in der Pulmonalarterie lässt meist schon Wochen vorher eine drohende „Entgleisung“ der Werte erkennen. So kann durch eine geeignete Therapieanpassung eine weitere Verschlechterung, ein Krankenhausaufenthalt oder Schlimmeres verhindert werden.

Medizinische Herzinsuffizienz-Mitarbeiter/innen sind wichtig für das neue Verfahren

„Das neue System liefert uns weitere, bisher nicht zugängliche Informationen, Tag für Tag. Die Druckwerte sind Bestandteil eines Behandlungsablaufs; sind sie doch eine wichtige Grundlage für die weitere Therapie“, sagt der Ärztliche Leiter Invasive Rhythmologie der Praxisklinik Herz und Gefäße, Prof. Dr. med. Stefan G. Spitzer. „Wichtig ist, dass die übertragenen Messwerte regelmäßig von einer geschulten Herzinsuffizienz-Pflegekraft und bei Erfordernis zusätzlich vom Arzt betrachtet und interpretiert werden, sodass Medikation und Therapie zeitnah angepasst werden können. Der Mehrwert dieses Systems hängt deshalb ganz entscheidend davon ab, dass der Patient die tägliche Messung durchführt und dann auch die Behandlungsempfehlungen umsetzt.“

Risikoarmer Eingriff

Die Implantation des CardioMEMS™ wird minimalinvasiv ausgeführt und ist risikoarm. Die Patienten bleiben während dieser Zeit bei vollem Bewusstsein und können – sofern keine Komplikationen auftreten – die Klinik am Folgetag bereits wieder verlassen.


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